Bye-Bye WhatsApp

Eigentlich einfach - und doch schwer | 1/9/2021

Nachdem WhatsApp jetzt seine Nutzungsbedingungen überarbeitet hat, bleibt eigentlich nur der Verzicht auf diese bequeme Art der Kommunikation

Eigentlich einfach (und doch schwer)

Einfach

Zuerst zusätzlich zu WhatsApp die App "signal" aus dem Appstore/Playstore laden und starten.
 
Das Teil funktioniert sehr ähnlich wie WhatsApp - nur dass es das Telefonbuch und die Verbindungsdaten nicht an Facebook weiter reicht (und ab 1.2. dürfen die damit machen, was sie wollen - entgegen der Kartellvereinbarung bei der Übernahme von WhatsApp durch Facebook!)
 
Dann alle Freunde und Kollegen informieren und schliesslich vor dem 8.2. den WhatsApp Account löschen - nicht nur die App lokal, sondern den Account!

Schwer

Eure diversen Freunde, mit denen ihr ja weiterhin in Kontakt bleiben wollt, davon zu überzeugen, dass das ein sinnvoller und notwendiger Schritt ist und sie den auch tun sollten. Es ist ja soviel bequemer, Stück für Stück auf seine Rechte zu verzichten, als sich - auch mit eigentlich einfachen Mitteln, aber einem initialen Aufwand - aus der Komfortzone zu bewegen...
 
Wenn ihr sowieso auf Facebook seid, machen euch die neuen Regeln nur noch ein wenig durchsichtiger, indem sie Personen, die nicht auf Facebook sind für Facebook sichtbar machen, falls nicht (wie ich) ist das jetzt der Zeitpunkt, WhatsApp den Laufpass zu geben und zu hoffen, dass sie die Daten dann auch wirklich löschen.
 
Alternativen zu signal, dessen Quellcode frei verfügbar ist und dessen Server von einem Non-Profit betrieben werden, sind "telegram" (von Russen - die kennen sich mit autoritären System ja aus - in einer weltweit verteilten Infrastruktur betrieben) oder threema (ein Schweizer Produkt, aber kostenpflichtig und nach der Affäre mit der Crypto AG mag ich keiner solchen Firma mehr trauen) oder schlussendlich delta chat (wie signal ebenfalls open source, und, da email als Transportmechnismus verwendet wird, auch dezentralisiert, aber dadurch auch funktional eingeschränkt).

Links

hier noch einige Links, die ich zum Thema zusammengetragen habe (wird nach Bedarf erweitert):

Interessant auch, was da an "Querfeuer" kommt:

Faszinierend, wie da mit Halbwahrheiten manipuliert wird ...

  • Im Titel "angeblich sicher" und "mit Geld der US Regierung"
    Leute: Es ist alles nur solange sicher, bis das Gegenteil bewiesen wird! Egal was - alles ist nur "angeblich sicher".
    ... und, stellt Euch vor, die Protokolle, die dem Internet zugrunde liegen, wurden mit DARPA (Defense Advanced Research Project Agency, die "Entwicklungsabteilung" des amerikanischen Militärs) Geldern entwickelt! GASP!
  • Der eigentliche Text stammt von www.anti-spiegel.ru der Website eines Herrn Thomas Röper, Buchautor, lebend in St. Petersburg. In Wikipedia findet sich - ausser seinem Namen auf der Seite für "Röper* nichts - und eine Google Suche bringt ausser einem Bild und dem Geburtsjahr, sowie einem Verzeichnis der von ihm geschriebenen Bücher keine Treffer.
  • Er selber sagt über sich auf seinem Webauftritt. "Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft."

Ein paar Zitate aus dem Text:

"Signal wurde mit Geld von OTF gegründet. Der Gründer von Signal, der sich Moxie Marlinspike nennt, was aber nicht sein echter Name ist, hat 2013 (also noch vor der Gründung von Signal) und 2014 (dem Gründungsjahr von Signal) 1,3 Millionen Dollar vom OTF, also der US-Regierung, für den Aufbau von Signal bekommen. Gleichzeitig hat er verkündet, er nehme kein Risikokapital von Investoren an, weil er Investoren Versprechen über zukünftige Gewinne machen müsse."

  • Im Gegensatz zu Herrn Röper findet man über Moxie Marlinspike einen Wikipedia Eintrag, die Formulierung "was aber nicht sein echter Name ist", empfinde ich als manipulativ.
  • Das Geld, was er von der OTF erhalten hat, war ein "grant", also ein Zuschuss/eine Subvention, kein (Risiko-)Kapital. Solche Zuschüsse/Sibventionen gibt es auch in anderen Bereichen, ohne dass dort dunkle Hintergedanken beschworen werden.

"Nun sehen wir auch bei Signal den durchaus berechtigten Verdacht, keinesfalls eine unabhängige und sichere Plattform zu sein. "

  • Punkto Sicherheit: Signal ist - im Gegensatz zu anderen Plattformen - OpenSource d.h. es kann jedermann den Quellcode von Server und Client herunterladen, selber (oder von einer Person des Vertrauens) den Code analysieren und neu bauen lassen - das macht es doch recht schwer, Hintertüren für Dritte einzubauen ...
  • Punkto Unabhängigkeit: Signal ist so konstruiert, dass, soweit das bei einem Kommunikationsinstrument überhaupt möglich ist, weder Informationen noch Metainforrmationen (Verbindungsdaten, Kommunikationsnetzwerke) ausserhalb der Endgeräte gehalten werden(*). Das bedeutet insbesondere, dass  auch wenn die Infrastruktur in "Feindeshand" wäre, dort keine Informationen abgreifbar oder manipulierbar sind. Abstellen (lassen) kann man die Server - aber das gilt wohl für jede Infrastruktur.

    (*) z.B. wird ein Gruppenchat beim Sender in einzelne Nachrichten an die Teilnehmer aufgebrochen und dann verschlüsselt an jeden einzelnen Empfänger geschickt. Beim Empfänger wird die Nachricht dekodiert und dort dann festgestellt, dass sie einem Gruppenchat zugeordnet ist, wodurch sie dann dort auftaucht. Die Gruppe existiert nur auf den Endgeräten - der Server hat weder Informationen über die Gruppe, noch über die dort kommunizierenden Teilnehmer.

Es ist mir verständlich, dass hier versucht wird, ein Gegengewicht zur als manipuliert wahrgenommenen "Lügenpresse des amerikanisch dominierten Westens" zu schaffen - nur, finde ich, sollte man sich dabei nicht derselben manipulativen Mechanismen bedienen, die man der anderen Seite vorwirft, sonst findet man sich schnell im Lager der Verschwörungstheoretiker wieder.